Carsten Wübbens

Drei Schachfreunde in Deizisau

Während manche Leute über Ostern nach Mallorca fliegen, ihre Verwandtschaft besuchen oder Ostereier suchen, gehen Schachspieler nach Deizisau, zum Internationalen Neckar-Open, das dieses Jahr zum 14. Mal von den Deizisauer Schachfreunden ausgerichtet wurde. Seit Beginn des Neckar-Opens hat es sich zum größten deutschen Open gemausert. Dieses Mal konnte eine Rekordteilnehmerzahl von über 700 Schachspielern aus aller Herren Länder gezählt werden.

Das Turnier ist in A, B und C-Open gegliedert. Während in A die Großmeister und Profis spielen, kämpfen im B-Open die mittelstarken Spieler um den Pokal und im C-Open kommen Anfänger, Hobbyspieler und Nachwuchstalente zusammen.

Von den Schachfreunden Freiberg nahmen dieses Jahr Matthias Steinhart im B-Open und Andrej Baric und Carsten Wübbens im C-Open teil.

Am Gründonnerstag nach der Eröffnungsrede des Veranstalters begann das Turnier abends um 19 Uhr mit der ersten von insgesamt neun Runden. Gespielt wurde mit einer Bedenkzeit von je 2 Stunden für 40 Züge und einer halben Stunde Verlängerung für den Rest der Partie. Gespielt wurde in der Sporthalle und der nahegelegenen Gemeindehalle, wo man an den folgenden vier Tagen zu Mittag essen konnte. Am Donnerstag fand nur die erste Partie statt, an den weiteren Tagen jeweils zwei Runden, eine morgens und eine nachmittags.

Donnerstag, 1. April

In der ersten Runde konnte Carsten seine Bauernmehrheit zum Sieg führen, während Matthias nach Figurengewinn dem äußerst scharfen Gegenspiel des Gegners nicht standhalten konnte und dem Kontrahenden den Punkt überlassen musste. Andrej, der sein erstes großes Turnier spielte, verlor trotz gutem Spiel ebenfalls.

Freitag, 2. April

Am zweiten Turniertag, Karfreitag, holte Andrej seinen ersten Punkt, während Carsten seine Glückssträhne fortsetzte und den Tag mit 2,5 aus 3 abschloss. Leider setzte sich auch Matthias' Pechsträhne durch, und er verlor die beiden Runden ebenfalls, womit er 0 aus 3 hatte – einen Rückstand, den er in den nächsten Tagen aufholen wollte.

Samstag, 3. April

Am Ostersamstag schließlich waren alle erfolgreich: Andrej machte seinen zweiten Punkt, Matthias erspielte in den beiden Runden 1,5 Punkte, Carsten setzte sich mit ebenfalls 1,5 weiteren Punkten im C-Open durch und konnte seine Position unter den besten Spielern behaupten.

Sonntag, 4. April

Der Ostersonntag verlief wie der Samstag: Matthias und Carsten holten 1,5 Punkte, Andrej einen. Im Unterschied zum Samstag jedoch waren sie mit der ersten Runde früher fertig und konnten die gute Speisung der Gemeindehalle gegen ein Lokal ihrer Wahl eintauschen, um etwas mehr Abwechslung zu haben. Während sich bei Matthias und Andrej abzeichnete, dass sie im Mittelfeld landen würden, nahm die Spannung für Carsten weiter zu, da er nach sieben Runden noch immer ungeschlagen war und mit stolzen 5½ Punkten unter den Top 10 war. An diesem letzten Spieltag kam das Match zwischen Carsten und dem bis dahin ungeschlagenen Favoriten, der aus Berlin angereist war und mit 6½ aus 7 das Feld anführte. Carsten führte die schwarzen Steine und konnte die Angriffe des Kontrahenten abschlagen, im Endspiel allerdings spielte er nur Remis, da er in Zeitnot nicht mehr in der Lage war, die bessere Stellung auszunutzen.

Andrej hingegen gewann seine erste Partie mit Leichtigkeit und Matthias erspielte ein Remis.

Montag, 5. April

Carsten bei der Siegerehrung

In der letzten Runde kämpfte Matthias um einen Sieg, um eine noch akzeptable Gesamtwertung zu erreichen, Andrej hingegen kränkelte und musste seine gesamte Konzentration aufbringen, um nicht wegen der Kopfschmerzen zu verlieren. Carsten focht, wie viele andere der alten Spitze, wie sie seit etwa Runde 4 bestand, gegen das Verfolgerfeld, das dicht aufgerückt war.

In einem hochkomplexen Spiel verpasste Matthias den einen Zug, der die Partie gerettet hätte und verlor trotz erbitterter Gegenwehr gegen den Königsangriff. Somit schließt er das Turnier mit 3½ aus 9 ab. Andrej errang ein zufriedenstellendes Remis und kann mit Recht stolz sein auf seine Leistung von 4½ Punkten aus 9 Runden. Dafür, dass er das erste Mal teilgenommen hatte und von der Spielstärke her ebenfalls im Mittelfeld aufgestellt war, war das ein sehr gutes Ergebnis. Wichtiger für ihn ist jedoch die Erfahrung, die er in den 9 Partien gesammelt hat, das Wissen um seine Fehler und die Schwächen der Gegner, die ihn, wenn er nächstes Jahr wieder teilnehmen möchte, zu einem gefährlichen Gegner eines jeden Teilnehmers machen.

Carsten setzte sich gegen den punktgleichen Verfolger durch, genau wie die anderen Spieler, die seit Beginn in den Top 10 rangierten. Carstens Gegner aus Runde 8 jedoch verlor nach einem spannenden, heiß umkämpften und strittigen Spiel, bei dem sogar der Schiedsrichter eingeschaltet wurde, und überließ somit dem Gegenüber den ersten Platz, den dieser mit 7½ Punkten aus 9 Runden redlich verdient hat.

Somit war der erste Platz des C-Opens vergeben, während eine Handvoll Spieler mit je 7 aus 9 um den 2. und 3. Platz und somit das Preisgeld konkurrierten. Das überraschende Ergebnis wurde während der Siegerehrung am Abend in der Gemeindehalle verkündet: Carsten belegte den 3. Platz des C-Opens, dank seiner guten Buchholzwertung, die nur vom Zweitplazierten überboten worden war. Mit 7 Punkten aus 9 Runden, einem DWZ Zuwachs von über 100 Punkten und einem nicht ganz geringen Preisgeld ein gelungener Abschluss.

Text: Carsten Wübbens
Bilder: Michael Beckenkamp, Holger Wübbens